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Abschlussstufe

Das grundlegende Unterrichtsziel der Abschlussstufe ist es, die Schülerinnen und Schüler so umfassend wie möglich auf ihr Leben nach der Schule vorzubereiten. Somit stehen Selbständigkeit und soziale Kompetenz im Mittelpunkt des schulischen Lernens. Für die nachschulische Lebenswelt unserer Schülerinnen und Schüler sind die folgenden Bereiche bedeutsam und prägen daher entscheidend die Unterrichtsinhalte.
Vier Schwerpunktthemen sind:

  • Leben in der Gesellschaft: Umgang mit öffentlichen Institutionen, Wahrnehmen von politischer Verantwortung. Auseinandersetzung mit der eigenen Person, z.B. Partnerschaft, Freundschaft, Sexualität.
  • Wohnen: Reflexion der eigenen Wohnsituation/Erkunden alternativer Wohnformen (Wohnheim, eigene Wohnung etc.)
  • Arbeit: Kennenlernen verschiedener Berufswelten (Werkstatt für Behinderte, allgemeiner Arbeitsmarkt)
  • Freizeit: Bewusstes Gestalten - Erleben von unterschiedlichen Freizeitmöglichkeiten

Diese Ziele und Inhalte spiegeln sich in der zeitlichen und räumlichen Organisation des Lernens innerhalb der Abschlussstufe wieder.
Mathematik und Deutsch werden für die Schülerinnen und Schüler, die in den Bildungsgängen „Lernen“ und „Hauptschule“ unterrichtet werden, in möglichst homogenen Lerngruppen klassenübergreifend unterrichtet.
Im Lebenspraktischen Unterricht steht die Förderung der lebensnah lernenden Schülerinnen und Schüler in langfristigen, prozessorientierten Vorhaben in den Fächern „Mathematik“, „Sprache/Kommunikation“, „Ästhetische Erziehung“ und „Sport“ im Vordergrund.
Neben der Wahrnehmungs- und Kommunikationsförderung nimmt in der Abschlussstufe die Vorbereitung auch der Schülerinnen und Schüler mit schwersten Behinderungen auf das nachschulische Leben in der Werkstatt für behinderte Menschen einen hohen Stellenwert ein. Es wird eine schrittweise Loslösung aus dem geschützten Förderort der Klasse angestrebt:

  • durch Essenseinnahme im gemeinsamen Essraum
  • durch gemeinsame Pausen
  • durch Teilnahme an Arbeitsgemeinschaften und dem wöchentlichen Schülerplenum
  • durch Teilnahme an Projektwochen
  • durch eine stundenweise Integration in andere Klassen oder Lerngruppen - außerhalb ihrer eigenen heterogenen Klasse
  • durch Teilnahme an Festen und Feiern
  • durch das Erfahren von Fachräumen mit ihren verschiedenen Funktionen
  • durch die Förderung an außerschulischen Lernorten

Die Schülerinnen und Schüler mit schwersten Behinderungen absolvieren ein Praktikum in der Werkstatt für Menschen mit Behinderungen im heilpädagogischen Förderbereich. Die enge Begleitung durch die Klassenteams erleichtert den Schülerinnen und Schülern sowie ihren Eltern später den Wechsel in diesen Lebensbereich.
Innerhalb der Abschlussstufe kommt dem Fach „Arbeitslehre“ ein besonderer Stellenwert zu. Angeboten werden „Hauswirtschaft“, "Textiles Gestalten", „Wäschepflege“, „Technisches Werken“ und „Gartenarbeit“ in Lehrgängen, aber auch in klasseninternen „Schülerfirmen“, wobei in der Regel die jeweiligen Fachräume für den Unterricht zur Verfügung stehen, daneben aber auch ein Schülercafe, in dem die „Firmen“ ihre Produkte unter möglichst realistischen Arbeitsbedingungen anbieten können.
In bestimmten Nachmittagsbereichen werden Arbeitsgemeinschaften angeboten. Die Schülerinnen und Schüler wählen zu Beginn eines jeden Schulhalbjahres jeweils eine AG aus den Bereichen Basale Wahrnehmungsförderung, Sport/Spiel und Musik/Kunst/Theater.
Aus den oben aufgezeigten Schwerpunktthemen der Abschlussstufe (Arbeit, Wohnen, Freizeit, Leben in der Gesellschaft) entwickeln die Schülerinnen und Schüler in Zusammenarbeit mit den Lehrern verschiedenste Unterrichtsprojekte. Dabei wird fächerübergreifend gearbeitet, d. h. Kenntnisse und Fertigkeiten aus unterschiedlichen Fächern (Mathematik, Deutsch, Naturwissenschaften etc.) werden in konkreten Lebenszusammenhängen gefördert und umgesetzt.
Innerhalb der Abschlussstufe wird zweimal im Jahr in einer Projektwoche -Weihnachtsbasar, Schulentlassung- klassenübergreifend in von den Schülerinnen und Schülern selbst ausgewählten Lerngruppen an einem gemeinsamen Projektziel gearbeitet. Im Rahmen dieser Wochen erfährt die gegenseitige Präsentation der Arbeitsergebnisse sowie eine Dokumentation der Ergebnisse nach außen (beispielsweise für Eltern und Erziehungsberechtigte, Schülerinnen und Schüler und Kolleginnen und Kollegen anderer Stufen sowie einzelne Gäste) eine besondere Bedeutung.
In der Abschlussstufe haben die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, an Elternsprechtagen und Elternabenden teilzunehmen, um zunehmend selbst für ihre augenblickliche und spätere Lebenssituation Verantwortung zu übernehmen.
Im Stufenplenum treffen sich alle Schülerinnen und Schüler der Stufe, tauschen Ideen, Wünsche und Pläne aus, stellen einzelne Arbeitsergebnisse vor und reflektieren sie. Ziel ist es, demokratische Strukturen zu stabilisieren, indem die Klassensprecher das Plenum in Begleitung eines Lehrers selbst leiten.
Im Hinblick auf die Vorbereitung der Schülerinnen und Schüler auf ihre nachschulische Lebenssituation kommt dem Austausch zwischen Eltern und Schule in der Abschlussstufe eine wesentliche Bedeutung zu. Die im Schulmitwirkungsgesetz vorgeschriebenen Veranstaltungen werden durch Gespräche und Informationsmöglichkeiten in der Abschlussstufe von seiten der Schule und durch die Initiative von Eltern ergänzt.
In der Abschlussstufe hat die Zusammenarbeit mit außerschulischen Institutionen, in denen die Schülerinnen und Schüler mit dem Leben außerhalb des „beschützenden Rahmens Schule“ konfrontiert werden, einen hohen Stellenwert.
Um die Arbeitswelt kennen zu lernen, absolvieren sie innerhalb der Abschlussstufe mindestens drei Praktika.
Das erste Praktikum (Werkstattpraktikum) findet in der Klasse 8 für alle verpflichtend in einer der Werkstätten statt. Dadurch sollen die Schülerinnen und Schüler lernen, sich möglichst früh mit einer denkbaren Arbeitswirklichkeit auseinanderzusetzen und u.U. auch motiviert werden, für sich realistische Alternativen zu entwickeln.
Das zweite Praktikum (Neigungspraktikum) kann in der Klasse 9 in selbstgewählten Praktikumsstellen stattfinden, in ausgesuchten Abteilungen der Werkstätten für Behinderte und diversen qualifizierenden Maßnahmen. Zielsetzung ist hier das Erkennen eigener Möglichkeiten und Grenzen, vor allem durch die professionelle Einschätzung Außenstehender.
Das dritte Praktikum (Perspektivpraktikum) in Klasse 10 wird im Hinblick auf die tatsächliche nachschulische Perspektive der Schülerinnen und Schüler durchgeführt.
Alle Praktika werden innerhalb der Abschlussstufe koordiniert, im Unterricht vorbereitet, von Lehrern begleitet und intensiv nachbereitet.
Ergänzend zu den Praktika führen alle Schülerinnen und Schüler in Klasse 8 Betriebserkundungen durch.
Um einen relativ problemlosen Übergang von der Schule ins Arbeitsleben zu ermöglichen und eine umfassende Beratung zu gewährleisten, besteht eine enge Zusammenarbeit zwischen der
Schule, den zuständigen Beratern des Arbeitsamtes, aber auch dem Integrationsfachdienst des Integrationsamtes des Landschaftsverbandes Rheinland, der in den Projekten Startklar Plus und STAR einzelne Schüler im Blick auf einen möglichen Arbeitsplatz auf dem Allgemeinen Arbeitsmarkt unterstützt und mit den Lehrern der Schule kooperiert.
Mit ihrer späteren Wohnsituation setzen sich die Schülerinnen und Schüler auseinander, indem sie sich Wohnheime und alternative Wohnprojekte vor Ort anschauen. Außerdem werden Unterrichtsgänge in verschiedenste Dienstleistungsinstitutionen (Ämter, Geschäfte, Selbsthilfeeinrichtungen, ...) durchgeführt, deren Kenntnis und Nutzung für eine selbständige Lebensführung unerlässlich ist.
Eine bewusste Gestaltung der Freizeit soll dadurch unterstützt werden, dass die Schülerinnen und Schüler verschiedene Freizeitangebote (Tanzveranstaltungen, Filmtheater, Sportverein, ...) kennenlernen und erproben, wobei dazu auch die Erfahrung gehört, wie diese Institutionen für Schüler mit einer Körperbehinderung möglichst selbständig zu erreichen sind. In diesem Zusammenhang setzten die Schülerinnen und Schüler sich mit der Nutzung des Internets, insbesondere mit den sozialen Netzwerken im Blick auf ihre Freizeit auseinander.